Die Sicherheit elektrischer Anlagen und Betriebsmittel sollte in Unternehmen oberste Priorität einnehmen. Um Elektrosicherheit jederzeit gewährleisten zu können, gibt es ein umfassendes Regelwerk an Normen und Vorschriften. Eine dieser Normen ist die DIN VDE 0100 Teil 600. Sie regelt die Erstprüfung ortsfester elektrischer Anlagen und Betriebsmittel und stellt sicher, dass elektrische Anlagen vor ihrer ersten Inbetriebnahme den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards entsprechen.
In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die DIN VDE 0100-600. Wir erklären, wer die Erstprüfung durchführen darf und welche Schritte und Messungen sie umfasst. Damit erhalten Sie einen strukturierten Wegweiser durch die Anforderungen dieser Norm.
Was sind VDE-Normen?
VDE-Normen sind technische Regelwerke, die vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) herausgegeben werden. Der VDE ist eine der größten technisch-wissenschaftlichen Organisationen Europas und wurde 1893 gegründet. Er arbeitet eng mit Experten aus Wissenschaft, Industrie und Behörden zusammen, um technische Standards zu schaffen, die Sicherheit, Qualität und Innovation in der Elektrotechnik gewährleisten.
Die DIN VDE Normen dienen als Grundlage für die Planung, Errichtung und den Betrieb elektrischer Anlagen und Geräte. Sie gewährleisten einheitliche Standards in der Elektrotechnik und tragen maßgeblich zur Sicherheit und Zuverlässigkeit elektrischer Systeme bei.
Was umfassen die DIN VDE 0100-Normen?
Die DIN VDE 0100-Normen sind ein Bestandteil innerhalb der VDE-Normen und befassen sich mit der Errichtung von Niederspannungsanlagen. Sie decken eine Vielzahl von Themen ab, darunter Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag, Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel sowie Anforderungen an die Sicherheit und Funktionalität von Anlagen. Jede Norm innerhalb der DIN VDE 0100-Reihe behandelt einen spezifischen Aspekt der Elektrosicherheit.
Was genau ist die DIN VDE 0100-600?
Die Norm DIN VDE 0100-600 hat im Bereich der Elektrosicherheit einen besonders hohen Stellenwert. Ihr offizieller Titel lautet „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 6: Prüfungen (IEC 60364-6:2016); Deutsche Übernahme HD 60364-6:2016 + A11:2017“. Wie der Name schon sagt, legt die Norm die Anforderungen für die Erstprüfung von neu errichteten elektrischen Niederspannungsanlagen fest.
Das Hauptziel dieser Prüfung ist es, sicherzustellen, dass die Anlage gemäß den geltenden Errichtungsnormen installiert wurde. Es wird überprüft, ob alle Schutzmaßnahmen korrekt umgesetzt sind und die Anlage für den vorgesehenen Zweck sicher betrieben werden kann. Die Norm ist somit ein entscheidender Baustein für den Schutz von Personen und Sachwerten vor den Gefahren des elektrischen Stroms.
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Wie geht man bei der Prüfung nach DIN VDE 0100-600 vor?
Die Prüfung nach DIN VDE 0100-600 erfolgt in vier klar definierten Schritten, die systematisch aufeinander aufbauen:
Schritt Nr. 1: Die Sichtprüfung
Bevor eine Anlage unter Spannung gesetzt wird, muss sie eine umfassende Sichtprüfung bestehen.
- Einer der wichtigsten Punkte dabei ist der „Schutz gegen direktes Berühren“. Dieser Aspekt ist besonders wichtig, da es immer noch zu vielen Stromschlägen kommt, von denen einige leider tödlich enden. Dabei überprüft die Elektrofachkraft, ob alle spannungsführenden Teile ausreichend abgedeckt oder isoliert sind, sodass keine Gefahr für Personen besteht.
- Ein weiterer Punkt ist die Brandschottung. Hier wird kontrolliert, ob alle Durchführungen durch Wände und Decken ordnungsgemäß abgedichtet sind, um im Brandfall eine Ausbreitung von Feuer und Rauch zu verhindern. Dies ist besonders in Gebäuden mit hoher Personenfrequenz, wie Büros oder öffentlichen Einrichtungen, von großer Bedeutung.
- Im Rahmen der Besichtigung werden auch die Strombelastbarkeit der Leiter sowie das Spannungsfeld geprüft. Dabei wird sichergestellt, dass die verwendeten Leiterquerschnitte den Anforderungen entsprechen und die Leitungen korrekt verlegt sind, um Überhitzung oder Spannungsabfälle zu vermeiden. Dies trägt nicht nur zur Sicherheit, sondern auch zur Effizienz der Anlage bei.
Erst wenn bei der Besichtigung keine Fehler festgestellt wurden, kann zum nächsten Schritt, dem Messen, übergegangen werden. Dieser systematische Ablauf stellt sicher, dass die Anlage bereits vor der Durchführung elektrischer Messungen den grundlegenden Sicherheitsanforderungen entspricht.
Schritt Nr. 2: Messungen
Nach der erfolgreichen Sichtprüfung der Anlage folgen unterschiedliche Messungen als zweiter Schritt der Prüfung nach DIN VDE 0100 Teil 600. Dabei werden verschiedene elektrische Parameter überprüft, um sicherzustellen, dass die Schutzmaßnahmen der Anlage wirksam sind und die elektrische Sicherheit jederzeit gewährleistet ist. Zu den wichtigsten Messungen gehören:
- Niederohmigkeit des Schutzleiters (RLO): Diese Messung überprüft, ob der Schutzleiter einen ausreichend niedrigen Widerstand aufweist, um im Fehlerfall den Strom sicher abzuleiten. Ein zu hoher Widerstand könnte dazu führen, dass Schutzmaßnahmen wie Sicherungen oder Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen nicht rechtzeitig ausgelöst werden.
- Isolationswiderstand (RISO): Der Isolationswiderstand wird gemessen, um sicherzustellen, dass die Isolierung der Leitungen und Betriebsmittel intakt ist. Eine mangelhafte Isolation kann zu Kriechströmen oder Kurzschlüssen führen, die nicht nur die Funktion der Anlage beeinträchtigen, sondern auch ein erhebliches Brandrisiko darstellen. Tatsächlich ist ein Drittel aller Brände auf Probleme mit der Elektro-Isolation bei elektrischen Anlagen zurückzuführen.
- Schleifenimpedanz / Schleifenmessung: Diese Messung stellt sicher, dass im Falle eines Kurzschlusses der Stromkreis schnell genug unterbrochen wird. Die Schleifenimpedanz gibt an, wie hoch der Widerstand im Fehlerstromkreis ist, und beeinflusst direkt die Auslösezeit von Sicherungen oder Leitungsschutzschaltern.
- Netzinnenimpedanz: Die Netzinnenimpedanz wird gemessen, um die Qualität der Stromversorgung zu überprüfen. Sie gibt Aufschluss darüber, wie stabil das Netz ist und ob es in der Lage ist, plötzliche Laständerungen zu bewältigen.
- RCD-Test (Personenschutz): Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) und Personenschutzschalter (PRCD) werden getestet, um sicherzustellen, dass sie im Fehlerfall zuverlässig auslösen. Diese Geräte schützen Personen vor lebensgefährlichen Stromschlägen, indem sie den Stromkreis bei einem Fehlerstrom sofort unterbrechen.
- Spannungen: Die Spannungsmessung überprüft, ob die an den Verbrauchern anliegende Spannung innerhalb der zulässigen Toleranzen liegt. Abweichungen können die Funktion von Geräten beeinträchtigen oder Schäden verursachen.
- Erdwiderstand: Der Erdwiderstand wird gemessen, um sicherzustellen, dass die Erdungsanlage ordnungsgemäß funktioniert. Eine gute Erdung ist entscheidend, um gefährliche Berührungsspannungen abzuleiten und die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten.
Diese Messungen liefern zusammen ein umfassendes Bild über den Zustand der elektrischen Anlage. Sie sind essenziell, um die Sicherheit und Funktionalität der Anlage zu bestätigen und mögliche Gefahrenquellen frühzeitig zu erkennen.
Schritt Nr. 3: Erproben
Im dritten Schritt der Prüfung nach DIN VDE 0100-600 geht es um das Erproben der elektrischen Anlage. Hierbei werden verschiedene Funktionsprüfungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass alle Komponenten der Anlage ordnungsgemäß arbeiten und die vorgesehenen Sicherheits- und Betriebsanforderungen erfüllen. Die wichtigsten Punkte dieses Schritts sind:
- Funktionsprüfung der elektrischen Anlage: Die gesamte Anlage wird auf ihre Funktionalität überprüft. Dabei wird kontrolliert, ob alle Schalter, Steckdosen, Beleuchtungen und andere elektrische Betriebsmittel wie vorgesehen arbeiten.
- Rechtsdrehfeld der Steckdosen: Bei Drehstromsteckdosen wird das Rechtsdrehfeld geprüft. Dies ist wichtig, da viele Maschinen und Geräte auf ein korrektes Drehfeld angewiesen sind, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Ein falsches Drehfeld kann zu Fehlfunktionen oder Schäden führen.
- Spannungsfestigkeit: Die Spannungsfestigkeit der Anlage wird getestet, um sicherzustellen, dass die Isolierung der Leitungen und Betriebsmittel auch bei höheren Spannungen intakt bleibt. Dies ist ein wichtiger Schutz gegen Überspannungen, die beispielsweise durch Blitzeinschläge entstehen können.
- Drehrichtung der Motoren: Bei elektrischen Motoren wird die Drehrichtung überprüft. Eine falsche Drehrichtung kann nicht nur die Funktion der Maschine beeinträchtigen, sondern auch Schäden verursachen, insbesondere bei Pumpen oder Förderanlagen.
- Funktionsprüfung der Gebäudesystemtechnik: In modernen Gebäuden mit komplexer Gebäudesystemtechnik wird geprüft, ob alle Steuerungen, Sensoren und Aktoren wie vorgesehen arbeiten. Dies umfasst beispielsweise die Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Lüftung und Sicherheitssystemen.
- Funktion RCD-Schutzschalter: Die Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) werden erneut getestet, um sicherzustellen, dass sie im Fehlerfall zuverlässig auslösen. Dies ist ein entscheidender Schutzmechanismus, der Personen vor lebensgefährlichen Stromschlägen bewahrt.
Das Erproben gewährleistet die Betriebssicherheit der Anlage, denn erst wenn alle Funktionen einwandfrei arbeiten, kann eine elektrische Anlage als sicher und betriebsbereit eingestuft werden.
Schritt 4: Dokumentieren und Protokollieren
Der letzte Schritt der Prüfung nach DIN VDE 0100-600 ist das Dokumentieren und Protokollieren. Hierbei werden alle relevanten Informationen zur durchgeführten Prüfung festgehalten, um eine rechtssichere und nachvollziehbare Dokumentation zu gewährleisten. Folgende Punkte sind dabei besonders wichtig:
- Wer hat die Prüfung durchgeführt? Es wird dokumentiert, wer die Prüfung durchgeführt hat (Auftragnehmer) und für wen sie durchgeführt wurde (Auftraggeber).
- Welches Prüfgerät wurde verwendet? Die genaue Bezeichnung und der Typ des verwendeten Prüfgeräts sind im Prüfprotokoll festzuhalten. Das ist u. a. wichtig, um die Nachvollziehbarkeit der Messergebnisse sicherzustellen.
- Wann wurde die Prüfung durchgeführt? Das ist insbesondere für wiederkehrende DGUV V3 Prüfungen von Bedeutung, um Prüfintervalle auf dem Schirm zu haben und Prüffristen nicht zu versäumen.
- War das Prüfgerät kalibriert? Ein entscheidender Punkt ist die Kalibrierung des Prüfgeräts. Kalibrieren bedeutet, dass das Prüfgerät mit einem Referenzgerät verglichen wird, um sicherzustellen, dass es korrekte und präzise Messwerte liefert. Es gibt keine explizit vorgeschriebenen Kalibrierungsfristen für Prüfgeräte. Daher liegt es im Ermessen des Anwenders, wann eine Kalibrierung durchgeführt wird.
Unser Tipp: Wir von der DGUV-V3.GmbH empfehlen, eine Kalibrierung spätestens alle 36 Monate vorzunehmen, um die Genauigkeit der Messergebnisse sicherzustellen. - Versicherungsschutz: Ein weiterer wichtiger Aspekt der Dokumentation ist der Nachweis für Behörden und Versicherungen. Bei nicht fachgerecht durchgeführten Prüfungen oder fehlender Dokumentation kann der Versicherungsschutz im Schadensfall entfallen. Dies betrifft insbesondere Schäden durch Brände oder Unfälle, die auf Mängel in der elektrischen Anlage zurückzuführen sind. Eine ordnungsgemäße Dokumentation ist daher nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für den Schutz vor finanziellen Risiken maßgeblich.
Was ist der Unterschied zwischen DIN VDE 0100-600 und DIN VDE 0105-100?
Der Unterschied liegt in ihrem Anwendungsbereich und ihrer Zielsetzung. Die Norm DIN VDE 0100-600 regelt die Erstprüfung von neu errichteten oder wesentlich geänderten elektrischen Niederspannungsanlagen, um sicherzustellen, dass diese vor der ersten Inbetriebnahme den geltenden Sicherheitsanforderungen entsprechen.
Die Norm DIN VDE 0105-100 hingegen bezieht sich auf den sicheren Betrieb und die wiederkehrende Prüfung elektrischer Anlagen während ihres gesamten Lebenszyklus. Ziel ist es, die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Anlagen im laufenden Betrieb zu gewährleisten. Diese Norm beschreibt die Anforderungen an regelmäßige Prüfungen und legt fest, wie elektrische Anlagen sicher genutzt und gewartet werden.
Wer darf die Prüfung nach DIN VDE 0100-600 durchführen?
Fehler bei der Elektroprüfung können schwerwiegende Folgen haben, wie Stromschläge und Brände oder schwere Sachschäden verursachen. Die Prüfung nach DIN VDE 0100-600 darf daher ausschließlich von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden. Dies ist nicht nur in der Norm selbst, sondern auch in weiteren Regelwerken wie der DIN VDE 1000-10 („Anforderungen an die im Bereich der Elektrotechnik tätigen Personen“) und der DGUV Vorschrift 3 („Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“) eindeutig geregelt.
Auch in der Betriebssicherheitsverordnung (§ 14 BetrSichV „Prüfung von Arbeitsmitteln“) wird von einer befähigten Person gesprochen, die aufgrund ihrer Berufsausbildung und Berufserfahrung die erforderlichen Kenntnisse mitbringt, um Prüfungen gemäß DIN VDE 0100 Teil 600 sicher und fachgerecht durchzuführen.
Was kostet eine Prüfung nach DIN VDE 0100-600?
Die Kosten für eine Erstprüfung hängen von verschiedenen Faktoren wie der Größe und Anzahl der zu prüfenden Anlagen ab. Bei der DGUV-V3.GmbH betragen die Kosten 85 Euro pro Stunde. Im Preis sind sämtliche Fahrtkosten sowie ein umfassendes Prüfprotokoll bereits enthalten, sodass keine versteckten Gebühren anfallen.
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Die qualifizierten Elektrofachkräfte der DGUV-V3.GmbH sind deutschlandweit im Einsatz, um Prüfungen nach DGUV V3 und der Norm DIN VDE 0100 Teil 600 fachgerecht und zuverlässig durchzuführen.
Mit langjähriger Erfahrung und einem hohen Maß an Kompetenz sorgen wir dafür, dass Ihre ortsfesten und ortsveränderlichen Geräte und Anlagen den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards entsprechen.
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